Monsters Are Independent: Lucha Underground – Anders sein ist nicht verkehrt!

31.10.14, von Julian "ZackAttack" Bauer

Monsters are Independent
Am Mittwoch dieser Woche debütierte in den Vereinigten Staaten auf dem El Rey Network die neue Wrestlingshow Lucha Underground! Die Show, welche eine Mischung aus Wrestlern der mexikanischen Promotion AAA sowie der amerikanischen Independentszene beheimatat, wurde im Vorfeld stark beworben und machte neben vielen prominenten Namen auch durch seine qualitativ hochwertig produzierten Hype-Videos und Trailer auf sich aufmerksam. Ich habe mir die Debütshow gestern angesehen und werde den Start von Lucha Underground im Folgenden ein wenig rekapitulieren.

Doch was ist dieses Lucha Underground, worum dreht sich diese neue Wrestlingshow bzw. was hat es mit dem Lucha Libre auf sich? Wie auch im Trailer der Show erwähnt, geht die Historie der Luchadores bis auf die Azteken zurück, jeder der 7 Stämme hatte seinen eigenen Champion und den besiegten Gegnern wurde anschließend der Kopf abgeschlagen. Das dürfte heute wahrlich selbst in Mexiko für großes Aufsehen sorgen, daher gibt es diese Geste heutzutage nur noch im symbolischen Sinne in Form der Masken. Verliert ein Luchadore seine Maske, verliert er sein Leben, seinen Stolz, sein Gesicht. Letztendlich kommen wir aber auch bei Lucha Underground auf die traditionellen Werte zurück: Ehre und Geld!

Doch kommen wir zur eigentlichen Show. Schon beim Start fiel dabei auf, dass wir es hier mit einem sehr eigenen Produkt zu tun haben, welches eine ganz spezielle Atmosphäre versprüht. Der Name ist Programm, man kommt sich tatsächlich ein wenig vor wie im Untergrund, einer alten, dunklen Lagerhalle, in deren innerstem illegale Showkämpfe stattfinden. Nicht nur die reine Arena erweckt diesen Eindruck, auch in jedem Backstagesegment erhält man diese Illusion aufrecht, wenn bspw. Chavo Guerrero Jr. in einem dunklen Raum mit Graffiti sitzt, hier und da eine Eisenstange herumliegt und aus dem dunklen Heraus der böse Bonze und Besitzer Dario Cueto erscheint.
Die Realität sieht natürlich anders aus, dennoch schaffte man es in der Debütausgabe diesen Charme, ja dieses Flair, durch die komplette Sendung aufrecht zu erhalten. Die Fans wirken wie begeisterte Zuschauer eines mexikanischen Hahnenkampfes und scheinen fast schon zu euphorisch auf das dargebotene zu reagieren.

Einen ebenso runden Eindruck macht auch das Kommentatorenteam, bestehend aus dem früheren WWE Kommentator Matt Striker und Vampiro, der in früheren Jahren sogar mal die WCW Tag Team Titles mit dem Great Mutah gehalten hat und in seiner langen Karriere durchaus viel erlebt und für viel Wirbel gesorgt hat. Anders als zu manch anderen Zeiten tauchte er bei den Tapings zu Lucha Underground wirklich auf und man muss zugeben, dass er zusammen mit Striker eine gute Harmonie an den Tag legt und ihm die Rolle zu liegen scheint. Allein fachlich gesehen scheinen die beiden ohnehin ein gutes Gespann zu sein, während Striker aufgrund seiner Jahre bei WWE viel Erfahrung im Kommentieren von Wrestlingshows mitbringt, hat Vamprio das nötige Fachwissen über beide Wrestlingwelten zu bieten, sowohl in Bezug auf das amerikanische Wrestling, als auch über das Lucha Libre. Und als herrliche Erfrischung im Vergleich zum Marktführer folgten beide ihrer eigentlichen Bestimmung und kommentierten die Shows sachlich und fachlich absolut großartig. Als Vampiro dann während des Main Events aufstand um den beiden Akteuren seine Bewunderung auszusprechen und die Standing Ovations des Publikums mitzumachen war für mich endgültig klar, das ist eine andere Welt, hier hat das Gebotene eine andere Wertigkeit.

Was den allgemeinen Aufbau der Show als solche angeht, auch Lucha Underground kommt nicht ohne Soap Opera Elemente aus, in manchen Sequenzen könnte man sogar meinen, man sei bei einer Daily Soap auf Tele Mundo. Die Segmente abseits des Wrestlingrings wirken geradezu Filmreif, eine dunkle Atmosphäre, untermalt mit einer dazu stimmigen Musik im Hintergrund, abgerundet mit Dialogen, die teilweise wirken wie bei alten Schinken aus früheren Jahren. Der abgrundtief böse Heelboss, welcher den Wrestlern zwar eine Plattform bietet, gleichzeitig aber auch keinen Zweifel daran lässt, nach wessen Pfeife in seinem Tempel getanzt wird, ist zumindest in der Debütshow dabei immer im Mittelpunkt der Szenerie. Es ist die klassische Geschichte im Wrestling, aktuell geschieht es so ja auch mal wieder bei WWE, es passiert in jährlichem Rhythmus auch bei TNA. Und doch wirkt die ganze Geschichte hier anders, frischer, vielleicht auch weil mit Dario Cueto ein Mann diese Rolle verkörpert, der vor natürlichem Charisma nur so strotzt. Möglicherweise aber auch, weil er das Gimmick wirklich authentisch verkörpert und der ganze Charakter schon nahe dran ist, überzeichnet zu sein. Oder kommt es nur daher, dass es die Debütshow war und alles noch so frisch ist? Am Ende wird es eine Mischung aus all diesen Elementen sein und mit dem Debüt des Heelstables rund um Ezekiel Jackson, welche sich sofort in den Dienst des mexikanischen J.R. Ewing gestellt haben, gibt man für die kommenden Wochen und eventuell sogar Monate schon die Richtung vor, in die sich die Show entwickeln wird.

Dabei wird die Frage sein, inwiefern diese doch recht harte Abgrenzung von In-Ring Geschehen und Segmenten funktionieren wird. Nehmen es die Fans an, dass die Matches und Segmente im Ring durch Filmreife Einspieler ergänzt werden? Es ist für den Wrestlingmarkt eine Unbekannte, normalerweise wird ja selbst bei aufgezeichneten Shows versucht, den Eindruck eines Live-Events zu vermitteln. Dies ist hier ohne Frage nicht möglich, aber wenn Wrestlingshows im rein traditionellen Sinne so erfolgreich wären, würden vermutlich auch mehr davon im Landesweiten TV laufen.

Bevor wir uns dann endlich auch mal dem eigentlichen In-Ring Produkt widmen noch kurz ein paar Worte zur Vorstellung der einzelnen Wrestler. Exzellent! Die Hype-Videos sind erstklassig produziert, die entsprechenden Worker werden den Zuschauern schnell und präzise vorgestellt und man hat bei jedem einzelnen bisher das Gefühl, dass potentielles Starpotential vorhanden ist. Egal ob man nun Leute mit bekannten Namen hat, Wrestler die sich mal spontan etwas umbenennen mussten (Johnny Mundo *hust*) oder auch Typen wie Ricochet und Son of Havoc, die mit einem komplett neuen Gimmick antreten. Man ist intensiv damit beschäftigt, den Fans die Leute im Ring schmackhaft zu machen, man zeigt den Zuschauern deutlich, dass man in diese Charaktere investieren soll. Und genau so muss es sein!

Aber widmen wir uns dem reinen Wrestlingprodukt, auch wenn das bei nur 3 zum Teil noch recht kurzen Matches natürlich nicht mehr als einen kleinen Ansatzpunkt liefert. Blue Demon Jr. und Chavo Guerrero zeigten in knappen 5 Minuten recht ordentliches Lucha Libre, welches aber wie oft auch bei AAA üblich, etwas amerikanischer daherkommt, als es bspw. Bei CMLL der Fall ist. Bei Sex Star vs. Son of Havoc stand hingegen mehr die Story im Vordergrund und legte damit auch den Grundstein für die offizielle Intergender Division, die man bei der Promotion bekanntlich etablieren möchte. Im Main Event zeigten und Johnny Mundo und Prince Puma hingegen in etwas mehr als 12 Minuten, welch unfassbares Potential in diesem Roster steckt. Beide, allen voran Prince Puma alias Ricochet, zeigten nichtmal Ansatzweise ihr komplettes Moveset und beim Zusehen muss ich zugestehen, kam mir das Match sogar ein paar Minuten länger vor. Man könnte sich jetzt darüber beklagen, dass es nur knappe 20 Minuten von rund 45 waren, oder dass bei Prince Puma immer ein Jaguar an Stelle eines Pumas Modell stand, aber das sind Kleinigkeiten einer ersten Show, in der es erwartungsgemäß immer darum geht, das eigene Produkt und auch die Worker vorzustellen. Auch in den kommenden Wochen sollte man eine ähnliche Verteilung von Wrestling zu Non-Wrestling erwarten, erst wenn die Leute nach einigen Wochen vorgestellt wurden und die Fans in das neue Produkt reingefunden haben, lässt sich eine genauere Aussage dazu treffen, ob das In-Ring Produkt mit den Vorschusslorbeeren aufgrund des starken Rosters mithalten kann.

Um zum Abschluss nochmal auf den Angle am Ende einzugehen, wer mich mittlerweile ein bisschen aus den Podcasts und dem Forum kennt wird wissen, dass ich grundsätzlich kein großer Freund von Stables und Storylines rund um Macht und Geld bin. Dementsprechend skeptisch verfolge ich die Geschichte um Cueto, sein Heel-Stable und seine allgemeine Rolle. Für ein Urteil ist es aber noch zu früh und ich traue es den Produzenten der Show durchaus zu, dass die Beatdowns und Eingriffe nicht Überhand nehmen. Ich habe mich aber auch nur sehr bedingt spoilern lassen, daher müssen diese Aussagen nicht für bare Münze genommen werden.

Ich hoffe euch hat diese Ausgabe von Monsters Are Independent zum Start von Lucha Underground gefallen und ihr schaut auch mal in das Produkt hinein und sagt mir bzw. uns eure Meinung zur Show und Kolumne. In diesem Sinne wünsche ich euch ein schönes Wochenende, euer Zack!

 

Wie fandet ihr diese Ausgabe von Monsters Are Independent? Diskutiert darüber und über Lucha Underground auch in unserem Forum!




3 Antworten auf „Monsters Are Independent: Lucha Underground – Anders sein ist nicht verkehrt!“

bubbagump sagt:

Angesichts der meiner Meinung nach katastrophalen Qualität des WWE Produktes begrüße ich es sehr eine ALternative zu haben.
Ich werde mir die Show auf jeden Fall mal ansehen und hoffe auf regen Erfolg um der WWE mal zu zeigen, dass es durchaus andere Konkurenz geben kann.

Danke für den aufschlussreichen Showbericht.

Lance sagt:

ebenfalls danke für den bericht.

hab mir die show grad mal angeschaut..richtig passende „underground“-location..sehr gutes wrestling, striker und vampiro am mic passen auch..

die show hat richtig potenzial !!

WunyOne sagt:

TOP!!!

Von der ARENA ZUM Wrestling, könnte ne echte Alternative werden

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