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Kurz gemosert… #156

15.03.18, von Benjamin "Cruncher" Jung

„Kurz gemosert…“ beschreibt die Welt des Mainstream-Wrestling mit den Augen eines meckernden „Smart Marks“. In unregelmäßigen Abständen spricht Manuel Moser in der wohl umstrittensten Wrestling-Kolumne aller Zeiten Dinge und Tatsachen an, welche sich manch einer vielleicht nicht traut auszusprechen oder die es aus den Tiefen der „Smart Mark“-Fangemeinde nicht an die Öffentlichkeit schaffen. Harte Worte und eventuelle Spoiler inbegriffen.

 

Heute heißen sie 2k18 und klingen wie eine Designerdroge. Früher waren es klangvolle Namen wie WWF Superstars, WWF Superstars 2, WWF Wrestlefest oder man gab dem Spiel einfach einen PPV-Namen. Eine kleine Reise…

Ich weiß ehrlich gesagt nicht welches das erste Wrestling-Videospiel war das es jemals gab, aber mein erstes war sicherlich nah dran.
WWF Superstars auf dem glorreichen Game Boy! Das waren noch Zeiten. Damals machte das Booking in den Shows und PPV’s noch Sinn. Es gab keine überladenen PPV-Cards, keine omnipräsenten Champions und keine inflationären Titelwechsel.

Die „Card“ des Spiels liest sich entsprechend solide:
Hulk Hogan, The Ultimate Warrior, „Macho Man“ Randy Savage, „The Million Dollar Man“ Ted DiBiase, und Mr. Perfect. Absteigend vom stärksten zum schwächsten spielbaren Charakter.
Und nicht nur das Line-Up war so überschaubar wie eine „Main Event“-Ausgabe, sondern auch die Anzahl an Moves die einem zur Verfügung standen. Nicht mal ein Finisher war möglich.
Ziel des Spiels war es mit einem der fünf Wrestler die anderen vier in jeweils einem Singles Match zu besiegen. Danach war man WWF World Heavyweight Champion (ja liebe Kinder, den „Smackdown-Championship“ gibt es schon sehr, sehr lange) und als Zusatzpreis durfte man ein Bild seines Superstars betrachten.
„What a victory! Fans will talk about that pin for years!“
Was für ein Scheiß… oder?

Auch die Nachfolger waren nicht besser. Was mich aber am meisten aufregte, und das wurde in den Folgejahren immer schlimmer, war, dass die Spiele so unrealistisch waren. Ich hatte nie verstanden was so schwer daran sein kann einen gescheiten Entrance zu programmieren und die Wrestler mit Movesets auszustatten die auch zur ihren Auftritten im Fernsehen passten.
Die Wrestler hatten alle den gleichen Körperbau und die gleichen Moves. Irgendwann bekam dann jeder von ihnen wenigstens einen eigenen Finishing Move. Aber auch das war teilweise beinahe unspielbar. Warum? Nun wenn der Ultimate Warrior im Spiel, im Gegensatz zur Realität, als Finisher einen Flying Shoulderblock hat kann ich damit vielleicht noch leben. Gerade wenn sein eigentlicher FInisher, der Big Splash, schon von allen anderen Charakteren belegt ist, da irgendein Idiot auf die Idee gekommen ist jedes Cover mit einem Splash zu starten. Jetzt hat der Warrior im „SEGA Megadrive“-Spiel „WWF Super Wrestlemania“ als einziger nicht nur den falschen Finisher, sondern er kündigt diesen auch noch gefühlt zwei Minuten mit einem Schlaganfall an. So konnte der Gegner, egal ob Computer oder Spieler, immer ohne große Mühe ausweichen. Am meisten geschockt, über die miese Qualität dieses Spiels war übrigens der Ringrichter. Nicht anders ist zu erklären, warum er den Pin immer in Zeitlupe zählte.

Ich habe in meiner langjährigen Karriere als Schreck aller Videospiel-Controller („Du dumme Hure, warum machst du nicht da was ich will!“) nur ein schlechteres Spiel als dieses gesehen.
Wrestle War. Hier wurden ein paar aus der Wrestling-Welt bekannte Leute aus rechtlichen Gründen übel verwurstet. Unter ihnen Hulk Hogan, Bruiser Brody, Road Warrior Hawk, Stan Hansen und Abdullah the Butcher. Dazu gab es noch die Vorlage zu El Generico, also einem charakterlosen und maskierten Highflyer. Wie dumm die Programmierer waren sieht man auf der Rückseite des Spiels. Dort steht sinngemäß, dass jeder Wrestler seinen eigenen Trademark Move hat und einer sogar nach draußen aus dem Ring springen kann. Wir als Spieler sollen doch versuchen herauszufinden welcher Wrestler das ist.
Fand ich spannend. Wollte ich machen. Nur blöd, dass direkt daneben ein Bild von „El Generico“ war, wie er aus dem Ring springt.
Die WWF-Spiele wurden daraufhin immer dümmer. Der von mir gewünschte Realismus wurde ignoriert und die Wrestler waren plötzlich sogar so etwas wie übernatürliche Wesen. Immer unrealistischer wurden die Moves die man zeigen könnte. Zum Beispiel sprang der 1-2-3-Times-in-Chyna-Kid immer erst von der einen Ringecke in die andere, bevor er seinen Moonsault zeigte.
Bam Bam Bigelow, sollte eigentlich einen Flying Headbutt als Finsher haben. Allerdings sah das aus wie ein Big Splash. Dafür konnte er aber mit dem Kopf voraus quer durch den Ring fliegen.
Bret Hart hatte den Sharpshooter, der eher an eine CMCM-Porno-Szene erinnerte, und unnötigerweise einen mehrfach Salto-Legdrop vom obersten Seil.
Der eine Ringrichter sah aus wie Howard Finkel und Yokozuna war so dünn wie Doink the Clown.
Nuff Said!?

Ich hatte damals schon genug und als ich dachte es geht nicht mehr schlimmer, kam „WWF Wrestlemania: The Arcade Game“ !
Hier war gar nichts mehr so wie in den TV-Shows. Es flogen Fledermäuse, Doink bekam Riesenhände, Es wurde mit Grabsteinen und Baseballschlägern zugeschlagen und es gab sogar so etwas wie die aus „Mortal Combat“ bekannten „Finish Him“-Sequenzen. Dafür sahen die Wrestler aus wie in Echt.
Hmm… Rückblickend war es wohl einfach eine Zukunftsvision der Attitude Era.

Desillusioniert kehrte ich Wrestling-Spielen den Rücken. Bis ich auf die Smackdown!-Reihe stieß und mit „Shut your Mouth“ und „Here Comes the Pain“ zwei Spiele fand die mir zusagten. Auch hier war natürlich nicht alles Gold was glänzt, aber die Spiele fingen an realistischer zu werden.
Klar, die Wrestler sahen bei jedem Backstage-Segment aus als würden sie dauerhaft brüllen und einen blöd anmachen. Körpersprache und Mimik waren durchweg aggressiv. Das war wohl auch der Grund, warum ich mich bei Dialogen mit diesen Kerlen immer dafür entschied provokante Antworten zu geben, damit ich ihnen hinterher im Match ihre große Fresse polieren konnte. Auch wenn mir „Ron“ Mysterio nur erklärt hat, woher die Zahl 619 kommt.
Übrigens ist meine Lieblingsumsetzung „WWE Smackdown! vs. RAW 2007“. Hierbei konnte man z.B. nur Moves gegen Leute ansetzen, die maximal eine Gewichtsklasse über einem selbst waren. Zum Beispiel konnte eine Diva wie Melina als Featherweight keinen Move gegen einen Heavyweight wie Kurt Angle ausführen, aber sich gegen einen Cruiserweight wie Carlito behaupten. Ein Cruiserweight, konnte es nicht mit einem Super Heavyweight wie dem Undertaker aufnehmen. Und mit dem einzigen Ultra Heavyweight, dem Great Khali, konnten sich nicht mal die normalen Heavyweights, sondern wenn überhaupt nur die wenigen Super Heavyweights wie Kane oder der Undertaker messen. So war es damals auch in den TV-Shows. Besser ging es nicht.

Heutzutage hat sich das Blatt ein wenig gedreht. Versuchte man mit den Smackdown!-Spielen die Spiele so anzupassen, dass alles aussah wie im TV, versucht man heute seine Worker so im TV zu präsentieren, als wären sie einem Videospiel entsprungen. Der Entrance ist immer gleich, die Moves sind immer gleich, das Moveset kaum veränderbar, die Promos immer die gleichen, die Storys wiederholen sich Jahr für Jahr nur mit anderen Beteiligten.
Und Brock Lesnar kann man immer nur an einem Tag im Monat für ein Match auswählen.

Ich liebe WWF Superstars auf dem glorreichen Game Boy!

WATCHA GONNA DO, WHEN MY LINK-KABEL, GETS WILD ON YOU!

 
Für Kritiken jeglicher Art stehe ich gerne im Forum von Wrestling-Infos.de, unter kurzgemosert@gmail.com oder auf Twitter zur Verfügung.




12 Antworten auf „Kurz gemosert… #156“

Oh Gott sagt:

Gefällt mir, hast aber leider das beste Wrestling Game aller Zeiten verpasst, wwf no mercy auf dem n64, das modden die leute heute noch immer , aktuelle Roster usw

Sadako sagt:

Ich glaube Smackdown vs Raw.2007 war auch mein liebstes WWE Game. das hauptproblem an dem aktuellen WWE apielen ist die extrem schwankende Qualität der Wrestler Modelle. da sieht eine Asuka weitgehend so aus wie das Original, wogegen eine Steph Mc Mahon aussieht wie direkt aus der Hölle gekommen. es ist kein wirklichee Fortschritt dahin, dass das ganze mal etwas harmonisch aussieht und sich auch so spielt.
Aber es scheint zu langen jedes Jahr ein kleines Update mit halbwegs aktuellem Roster zu bringen und nen haufen DLCs um den Gewinn zu maximiere. also 2k18 war seit ewigkeiten mal wieder ein versuch der Reihe eine chance zu geben, aber 2k19 werden sie sich stecken können.

Blaxx sagt:

Ich hatte/habe ein WWF-Spiel von 1994 (Raw is War) für meine alte SEGA-Megadrive 16Bit (nur Bit, nicht MB Kinders) und fand es damals sowas von genial! Rückblickend betrachtet war es natürlich sehr schwach programmiert und recht monoton, aber gemessen an den anderen Spielen dieser Zeit (z.B. mit einem Igel in einer 2D-Welt rennen und Ringe einsammeln) doch alles andere als schlecht! Ich überlege immer wieder, aus vom Dachboden zu holen, habe aber Angst, das meine schöne Erinnerung dann zerstört wird. Das ist ein ewiger Konflikt.

Trusti sagt:

Ich hatte damals WCW vs NWO Revenge und muss sagen: das Spiel war geil !
Extrem viele Worker, jeder hatte seinen eigenen Finish-Move, selbst Sting kam damals noch von der Decke.
Ebenfalls gab es zick Spielmodi und man konnte auch PPV spielen.

Fand das Spiel echt geil damals.

Artemis sagt:

Oh hell yeah, ich muss mich dem Gott anschließen. No Mercy fürs N64 war damals schon das absolute Non-plus-ultra was Wrestling Games angeht.
Die Spielmechanik wurde meiner Meinung nach bis heute von keinem anderen Game mehr so gut umgesetzt wir damals.

suicide Dive sagt:

My favorite List:
1.Wrestlemania 2000, No mercy, WCW/NWO Revenge alle auf N64 (mit gleichen Gameplay und Grafik)
2.WWE 13,WWE 2k 14 ( geiler creation Mode und Roster)
3.Here comes the Pain (season mode, grafik, Gameplay alles geil)

P.S die neuen spiele sind scheisse und machen kein Spass

Nennt_mich_einfach_den_Fruityman! sagt:

Potential ist da und so übel empfinde ich 2K18 (oder 2K17 vorher) gar nicht aber ähnlich wie bei der FIFA-Reihe kommt eher ein Game auf Sparflamme raus.
Die Oberfrechheit ist natürlich das Thema DLCs.
Dieses Jahr waren es die Hardys (als amtierende Tag Champs) welche man erst Monate später als DLC bekam.

WomanEmpire279 sagt:

OMG, der Typ schreibt sooo geil!!! Ich kenn zwar kein einiges von diesen Spielen (die Akteure natürlich schon), aber es hier zu lesen, ich hab so gelacht! Herrlich!!! Da hab ich ja sozusagen auch nix verpaßt in Gaming-Sicht. Mr. Moser, das war wieder mal ein Highlight, vielen Dank dafür!??

wcwTobi sagt:

WCW vs NWO Revenge ist auch mein Favorit, besonders die Tag Team Titles, da immer wieder weitere Akteure von außen eingreifen, Virtual Pro Wrestling 2 aus Japan ist auch Top

suicide Dive sagt:

1-2-3-Times-in-Chyna-Kid ????……den spruch muss ich mir Gold einrahmen.

Thor Boysen sagt:

Ha! „Wrestle War“ war mein erstes Spiel auf dem Sega Mega Drive…! Damals fand ich es am Anfang ganz gut, war aber schnell durchgespielt und danach eindimensional. Auf dem SNES hatte ich dann noch WWF Royal Rumble. Das war wirklich gut!!! Im Hintergrund sah man immer Bobby Heenan, der seinen Co-Kommentator alle paar Sekunden auslachte und ihm immer den Finger vor das Gesicht hielt (so eine Ätsch-Geste)! 🙂

Booker DeWitt sagt:

Wenn ich etwas hinzufügen darf… Der „geilste“ modus für mich war der originale GM mode! Das war das allergrößte! Und nicht wie in der heutigen zeit der sogenannte „Universe Mode“ mit dem ärgerlichsten bug allerzeiten! Dort wird einem jahr für jahr versprochen das man sein „eigenes“ WWE universe leiten kann, aber immer, IMMER wenn man matches geplant hat wurden immer mehr zufällige matches hinzugefügt die man nicht löschen konnte… Tja seitdem wollt ich mit WWE games nichts mehr zu tun haben…

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